Du & dein Darm – Darmgesundheit einfach und verständlich erklärt

Verschiedene Darmbakterien und Mikroorganismen

Wir sind nicht allein! Millionen von Bakterien und anderen Mikroorganismen befinden sich überall in unserer Umgebung – und auch in und auf unserem Körper. 🙂 

Was für manche erst einmal gruselig klingt, ist in Wahrheit ganz natürlich und ein Geschenk der Natur! Bakterien sind schon viel länger auf dieser Welt als wir es sind – seit unserer Entstehung haben wir uns mit ihnen zusammen entwickelt. Für beide Seiten hat diese Partnerschaft Vorteile – wir bieten den Bakterien ein geschützten Lebensraum und Nahrung, und sie helfen uns bei der Verdauung und sind wichtig für unser Immunsystem. Das nennt man auch Symbiose 🙂 Das Thema Darmgesundheit rückt daher heutzutage immer weiter in den Fokus!

Auch wenn es zweifellos viele pathogene Bakterien gibt (das sind die bösen Krankheitserreger), so sind Bakterien im Allgemeinen wirklich wichtig für uns! Eine besondere Rolle spielt hierbei unser Darm, bzw. unsere Darmbakterien – an keinem Ort im menschlichen Körper leben mehr Bakterien, die Anzahl an Bakterien ist ungefähr so hoch wie die Anzahl an menschlichen Zellen im Körper! Dabei ist unsere Darmflora sehr individuell und bei jedem Menschen anders zusammengesetzt – quasi wie ein Fingerabdruck. Über 1000 verschiedene Bakterien-Spezies können Teil von unserer Mikrobiota im Darm sein!

Was bedeutet der Begriff “Mikrobiota” oder “Mikrobiom”?

Wenn ihr in die Welt der Darmbakterien eintaucht, werden euch häufiger die Begriffe “Mikrobiom” oder “Mikrobiota” über den Weg laufen. Wenn ihr an das Wort “Mikroben” denkt – was für Mikroorganismen steht – könnt ihr die Bedeutung vielleicht schon erraten.

“Mikrobiota” sind alle Mikroorganismen in einem definierten Umgebung! So sind zum Beispiel die Darm-Mikrobiota alle Mikroben, die sich im Darm befinden und Haut-Mikrobiota alle Mikroben auf unserer Haut.

Das Wort “Mikrobiom” wird heutzutage meistens im gleichen Sinne benutzt – auch wenn es streng genommen etwas leicht anderes meint. 

Merkt euch einfach: Mikrobiota/Mikrobiom = Mikroben in einer definierten Umgebung!

Was oft vergessen wird: Nicht nur Bakterien zählen zu den Mikroorganismen, sondern z.B. auch Hefen und Viren! Und auch diese finden wir im gesunden Darm 🙂

Der Darm und seine Aufgaben 

Unser Darm ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die unterschiedliche Funktionen haben. Auch wie viele Bakterien du antriffst und welche Bakterien genau, ist je nach Darmregion ganz verschieden! Ganz grob unterscheiden wir zwei Abschnitte:

Darstellung der unterschiedlichen Darmabschnitte

Der Dünndarm

Nachdem die Nahrung in den vorderen Verdauungsorganen zerkleinert und vorverdaut wurde (z.B. im Mund und Magen), kommt sie im Dünndarm an. Hier beginnt die richtige Verdauung! Unsere Körperzellen produzieren Enzyme (das sind quasi kleine Werkzeuge), die unsere Nahrung in kleine Bestandteile aufspalten. Wenn die Bestandteile klein genug sind, kann die Darmschleimhaut sie aufnehmen. Um möglichst viel Oberfläche für die Aufnahme von Nährstoffen zu bieten, ist die Darmwand tausendfach gefaltet – und hat eine Größe von mehreren Quadratmetern! Die Bakteriendichte ist im Dünndarm im Vergleich zum Dickdarm relativ niedrig (etwa 10.000 Bakterien pro ml Darminhalt tummeln sich hier). Dennoch sind die Bakterien auch hier in essenzielle Prozesse involviert, wie z.B. in den Fettstoffwechsel. 

Der Dickdarm 

Wenn die Nahrung in den Dickdarm ankommt, sind alle von uns selbst verwertbaren Nährstoffe schon “abgebaut” worden. Aus dem “Rest” der Nahrung resorbieren nun unsere Körperzellen noch Wasser und Salz und führen sie zurück in den Körperkreislauf. Das ist die eine wichtige Aufgabe des Dickdarms, für die unser Körper selbst zuständig ist.

Wenn die Nahrung in den Dickdarm ankommt, sind alle von uns selbst verwertbaren Nährstoffe schon “abgebaut” worden. Aus dem “Rest” der Nahrung resorbieren nun unsere Körperzellen noch Wasser und Salz und führen sie zurück in den Körperkreislauf. Das ist die eine wichtige Aufgabe des Dickdarms, für die unser Körper selbst zuständig ist.

ABER halt! Eine weitere wichtige Aufgabe des Dickdarms fehlt noch, und hier kommt wieder die Darmflora ins Spiel. Die Bakterien besitzen nämlich eine ganze Menge von den kleinen Enzym-Werkzeugen, die unsere eigenen Körperzellen nicht produzieren können… und die alle “unverdaulichen Reste” weiter zerkleinern und verdauen können! Dadurch produzieren die Darmbakterien viele Stoffe, die wichtig für unseren Körper sind – z.B. Vitamine und Mineralstoffe. 🙂 Hier im Dickdarm finden sich auch besonders viele Bakterien – bis zu unfassbaren 100-1000 MILLIARDEN Bakterien pro ml Darminhalt! Damit machen die Dickdarm-Bakterien mit Abstand den größten Anteil an Bakterien in unserem Körper aus!

Doch unsere Darmbakterien sind nicht nur für unsere Verdauung wichtig… 🙂

Die Aufgaben der Darmbakterien im Detail!

Schaubild zum Zusammenhang von Körper und Darmbakterien und Darmgesundheit. Nahrung beeinflusst Darmbakterien. Bakterien haben Einfluss auf Muskel, Gehirn, Stoffwechsel und Immunsystem, sowie auf Medikamente und Pathogene.

Nummer 1: Verdauung!

Wie bereits angesprochen, helfen die Darmbakterien bei unserer Verdauung. Dank ihrer Vielfalt können sie Nahrung, die für unseren Körper selber nicht verdaubar ist, für uns zugänglich machen!

Nummer 2: Vitamine!

Unsere Darmbakterien produzieren Vitamine und Mineralstoffe – teilweise auch welche, die essentiell für uns sind. Das bedeutet, dass der Körper sie selbst nicht herstellen kann und diese über die Nahrung oder mithilfe der Darmbakterien aufgenommen werden müssen. Beispiele hierfür sind Vitamin K oder auch B-Vitamine. 

Nummer 3: Metabolite!

Ein sehr wichtiger Aspekt sind sogenannte Metabolite – das sind Zwischenprodukte aus Stoffwechselvorgängen. Jedes mal, wenn etwas verstoffwechselt wird (sei es von uns selbst, oder auch von den Darmbakterien) entstehen Metabolite. Metabolite können einen direkten Einfluss auf unseren Körper haben, oder auch als Botenstoffe im Körper agieren. Zwei der wichtigsten Metabolit-Gruppen unserer Darmbakterien sind kurzkettige Fettsäuren und verschiedene Tryptophan-Metabolite. Unsere Mikrobiota und ihre Metabolite beeinflussen viele verschiedene Bereiche im Körper:

  1. Metabolismus. Unsere Darmbakterien spielen eine große Rolle in unserem Körperstoffwechsel, und unsere Darmflora hängt sehr wahrscheinlich auch mit unserem Gewicht und dem Erfolg von Diäten zusammen. Das liegt unter anderem an den kurzkettigen Fettsäuren und Tryptophan-Metaboliten, welche die Darmbakterien produzieren. Diese können unseren Appetit regulieren und auch unsere Energieaufnahme beeinflussen. Auch auf den Fettstoffwechsel und den Glukose-Stoffwechsel haben unsere Darmbakterien Auswirkungen! 
  2. Gehirn. Hast du schon einmal den Begriff “Bauch-Gehirn” gehört? Im Magen-Darm-Trakt sitzt das sogenannte enterische Nervensystem, mit deutlich mehr Nervenzellen als im Rückenmark! Unser Darm ist des weiteren über die Darm-Gehirn-Achse eng mit unserem Gehirn verbunden. Die Kommunikation findet in beide Richtungen statt. So können zum Beispiel die Tryptophan-Metabolite der Darmbakterien in den Blutkreislauf eintreten und über die Darm-Gehirn-Achse einen Effekt auf das Gehirn ausüben. Vieles deutet darauf hin, dass unsere Darmbakterien großen Einfluss auf unsere Emotionen und auch Stressreaktionen haben!
  3. Immunsystem. Darmbakterien sind sowohl für die Entwicklung eines funktionierenden Immunsystems wichtig, als auch für eine normale Funktion! Auch hier spielen die kurzkettigen Fettsäuren und die Tryptophan-Metabolite eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen direkt und indirekt die Darmzellen und die verschiedene Immunzellen im Darm. Diese schütten dann Signalmoleküle aus und sorgen für ein Gleichgewicht des Immunsystems im Darm. Entzündliche Reaktionen werden abgeschwächt und die Darmbarriere wird gestärkt! 
  4. Muskeln. Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Darmbakterien auch eine Rolle für unsere Muskeln spielen! Darmbakterien und ihre Metabolite scheinen sowohl einen Effekt auf Muskelmasse als auch auf die Funktion der Muskeln zu haben. Ein Beispiel findet ihr in unserem Blog-Beitrag zum Thema Sport & Darmbakterien!

Nummer 4: Pathogen-Bekämpfung!

Unsere normale Darmflora ist sehr gut auf uns eingestellt und fühlt sich bei uns sehr wohl. Damit das so bleibt, bilden die “gesunden” Darmbakterien eine Barriere gegen Pathogene, also schädliche Bakterien. Das machen sie auf unterschiedlichen Wegen – sie besetzen alle vorhandenen Räume, schaffen eine ungemütliche Umgebung für fremde Bakterien und bekämpfen pathogene Bakterien auch direkt über Ausschüttung von gezielten antibakteriellen Stoffen oder Giften (Toxine). Das nennt man auch Kolonisationsresistenz

Nummer 5: Wechselwirkung mit Medikamenten!

Relativ naheliegend, aber oft übersehen – die Wechselwirkung von Darmbakterien und Medikamenten! Viele Medikamente werden oral, also über den Mund aufgenommen – und landen schließlich im Darm. Hier werden viele Medikamente von den Darmbakterien abgebaut oder auch umgebaut. Manche Medikamente werden inaktiviert, manche entfalten ihre Wirkung erst dank der Darmbakterien! Diese Entdeckung stellt die Pharmaindustrie aktuell vor eine sehr komplexe Aufgabe, da es nicht nur auf das Medikament sondern auch auf den Darm des Patienten anzukommen scheint.

Du siehst – Deine Darmflora ist äußerst wichtig für sehr viele Prozesse im Körper! Nicht umsonst wird der Darm auch unser “zweites Gehirn” genannt!

Was beeinflusst meine Darmflora, also mein Darm-Mikrobiom?

Darstellung Darmgesundheit und Darmbakterien - was beeinflusst das Mikrobiom? Beispiele sind Gene, Stress, Sport, Medikamente, Ernährung, Umwelt und Alter

Unsere Darmflora ist sehr vielen äußeren und inneren Einflüssen ausgesetzt. Die Mikrobiota im Darm reagieren dabei sehr schnell und flexibel auf Veränderungen! Schon in wenigen Tagen kann sich unser Mikrobiom an wechselnde Umstände anpassen – wie zum Beispiel an eine Ernährungsumstellung. 

Folgende Faktoren beeinflussen unsere Darmbakterien:

1) Unsere Gene – also vererbbare Informationen auf denen quasi all unsere Körperprozesse basieren.

2) Unser Lebensstil:

  • Ernährung
  • Sport
  • Stresslevel
  • Medikamente, vor allem Antibiotika

3) Unsere Umgebung, also alles was von außen auf uns einprasselt…

Später in unseren Blog-Beiträgen werden wir im Detail auf all diese Aspekte eingehen… 🙂 

Interessant zu wissen – tatsächlich spielen äußere Faktoren wie unser Lebensstil eine größere Rolle als unsere Gene! Und auch wenn wir manchmal Antibiotika nehmen müssen und unsere Darmflora gestört wird – generell bleibt im Erwachsenenalter die Zusammensetzung unserer Darmbakterien über längere Zeiträume hin stabil. Was nicht bedeutet, dass man sie durch seinen Lebensstil und Ernährung nicht positiv beeinflussen kann 🙂

Aber was passiert, wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät („Dysbiose“)?

In verschiedenen Fällen kann zu einem Ungleichgewicht im Darm kommen, die Zusammensetzung der Mikrobiota ändert sich zum Negativen – das wird auch Dysbiose genannt. Das “gute” Verhältnis zwischen Darmbakterien und dem Körper ist gestört. Ein dysbiotischer Darm kann unterschiedlich aussehen – z.B. mit einer Vermehrung von pathogenen Bakterien oder auch mit einer Reduzierung der Mikrobiota-Vielfalt im Darm. Wie genau dieses Ungleichgewicht zustande kommt, ist noch nicht genau geklärt. Einige Faktoren sind wahrscheinlich vermehrte Antibiotika-Gabe, starker Stress oder auch ungesunde Ernährung mit zu hohem Fett- und Zuckeranteil.

Eine dysbiotischer Darm wurde schon im Zusammenhang mit vielen verschiedenen Krankheiten beobachtet. Dazu gehören:

  • Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa
  • Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht und Diabetes
  • Stress-verbundene Krankheiten, wie Angststörungen und Depressionen.

Wichtig hierbei – meistens ist bislang unklar, ob die veränderte Darmflora die grundlegende Ursache ist oder nur eine Begleiterscheinung. 

Fakt ist – wenn du dich gut um deinen Darm & seine Bakterien kümmerst, tust du deinem Körper in vielen Bereichen viel Gutes!

Wenn dein Interesse geweckt ist und du noch tiefer in die Welt der Darmbakterien eintauchen willst, dann frag uns doch nach einem Vortrag oder einem Hands-on Fermentations-Workshop! Bis dahin kannst du mit diesen Literaturvorschlägen beginnen:

https://www.nature.com/immersive/d42859-019-00041-z/index.html
https://www.cell.com/fulltext/S0092-8674(14)00345-6 
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1931312815001699?via%3Dihub 
https://www.nature.com/articles/s41579-019-0256-8 
https://www.nature.com/articles/s41598-019-49452-y 
https://www.cell.com/fulltext/S0092-8674(13)01550-X
https://www.pnas.org/content/101/44/15718

2 Comments

  1. Schlösser, Gabriele Reply

    Hallo, Miriam und Till,
    Ich bin so froh, dass ich auf eure Seiten gestoßen bin! Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir eine Frage beantworten könntet: Ich habe Morbus Crohn, bin x-mal operiert und habe mittlerweile nur noch ca. 1,80 m Dünndarm.
    Ich habe festgestellt, dass ich leider Fermentiertes nicht gut vertrage, möchte aber meine Darmflora möglichst natürlich wieder aufbauen.
    Was kann ich tun – sehr langsam mit Fermentiertem beginnen? Dabei habe ich richtig Verlangen danach, und das Fermentieren macht mir Spaß.
    Habt ihr Erfahrung damit, oder könnt ihr mir einen Literaturhinweis geben? Das wäre mir eine sehr große Hilfe.

    Ganz lieben Dank
    Gabriele

    • FermentWelten Reply

      Hallo Gabriele,
      Es freut uns, dass dir unsere Homepage gefällt – und natürlich, wenn du etwas lernen und mitnehmen kannst!
      Deine Situation klingt nach einer wirklichen Herausforderung. Fermentiertes ist am Anfang immer ungewohnt für den Darm – selbst im Normalfall muss man sich langsam dran gewöhnen und hat meist die ersten Tage/Wochen „ungewöhnliche Tätigkeiten“.
      In deinem Fall wissen wir aber nicht, ob wir überhaupt zu Fermenten raten würden – da man leider auch immer noch nicht genau weiß, was der genaue Auslöser von Morbus Crohn ist, könnten „lebendige Bakterien“ wie in Fermenten auch kontraproduktiv für dich sein. (Was du ja auch selbst gemerkt hast).

      Da wir keine Ärzte sind, können und dürfen wir dir hier keine verbindlichen Empfehlungen aussprechen – vor allem in einem solch speziellen Fall. Einige der „Alltagstipps“ für den Darm könnten vielleicht helfen – Stress vermeiden, ausreichend Schlaf, Spaziergänge an der frischen Luft (z.B. jede Woche ein Waldbad nehmen), ausreichend kauen (die Vorverdauung beginnt schon im Mund – ist daher besonders wichtig, wenn der Darm kürzer ist, um eine Nährstoffaufnahme zu unterstützen!).

      Wir hoffen, du hast einen guten Therapeuten/Therapeutin zur Hand, mit viel Verständnis, Ausdauer und Geduld. Falls uns Fachliteratur mit neuen Erkenntnissen über den Weg läuft, melden wir uns gerne.
      Wir wünschen dir in jedem Fall alles Gute!

      Liebe Grüße aus Köln,
      Miriam & Till

Write A Comment

Alle aktuellen News!

Trage dich jetzt in unseren Newsletter ein und erhalte unser Darm-Glossar als Geschenk!

Der Newsletter-Versand erfolgt entsprechend unserer Datenschutzerklärung über den Anbieter ActiveCampaign. Du erhältst Informationen, Tipp, Tricks und Freebies rund um die Themen Darmgesundheit, Fermentation und Mikrobiom.